Dienstag, 24. Februar 2009

Signalweg und hifi-Voodoo

Meine Erfahrungen in Internet-Foren veranlassen mich diesen Blog zu verfassen.
In vielen Schaltbildern ist der Signalweg eingezeichnet. Das ist auch gut so, die Kenntnis des Signalweges ist schließlich Voraussetzung dafür die Schaltung zu verstehen. Umgekehrt muss man die Schaltung verstehen um den Signalweg einzeichnen zu können. In Foren werden zwei Methoden angewandt den Signalweg für hifi-Voodoo-Zwecke zu missbrauchen.

Die erste Methode ist, den Signalweg als einziges und Entscheidendes Kriterium zu betrachten. Man klammert dabei den Einfluss anderer Schaltungsteile auf das Signal völlig aus. Problematisch für den Händler ist dabei, dass der Kunde das nötige Fachwissen besitzen muss um den Signalweg nachvollziehen zu können. In der Regel bedient man sich dann, statt der Schaltung selbst, eines Blockschaltbildes. So lassen sich die Schwächen einer Schaltung verbergen.

Die zweite Methode ist zu behaupten der Signalweg sei überall in der Schaltung. Begründet wird dies damit, dass Signalströme fließen. Da sich ein Fluss bekanntlich seinen Weg durch die Landschaft bahnt, wird Strom mit Weg gleichgesetzt und fertig ist die Laube.
Die zweite Masche hat sich in hifi-Kreisen durchgesetzt weil sie leichter zu vermitteln ist. Der Händler braucht dabei die Schaltung nicht zu verstehen. Es genügt, dass Schaltungsteile anerkannt sind oder man ignoriert die Schaltung total, denn letztlich liegt das Heil im Einsatz teurer = guter Bauteile.

Neben dem Signalweg kann man auch Signalstromkreise in eine Schaltung einzeichnen. Ströme verursachen Spannungsabfälle an Impedanzen (z.B. Blockkondensatoren). Die bedeutende Frage bei der Beurteilung einer Schaltung ist nun wie stark sich diese Spannungsabfälle, seinen es Stör- oder Nutzspannungen, auf das Signal auswirken. Diese Betrachtung setzt Fachkenntnisse voraus, deshalb lässt man die Frage wie stark sich bestimmte Impedanzen in Signalstromkreisen tatsächlich auf das Signal auswirken, gerne unter den Tisch fallen. Schaltungstechnisch lässt sich da einiges machen, siehe Loftin White. Viele hifi-Schaltungen sind in dieser Hinsicht leider nicht optimal konstruiert, weshalb man diese Betrachtung scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Eine offene Diskussion in hifi-Foren ist in der Regel nicht erwünscht. Nur allzu oft zeigt sich m.E. nämlich dabei, dass viele Hersteller und Fachleute doch nicht über die Fachkenntnis verfügen die man ihnen im Forum angedichtet hat oder es gar zu Reklamationen kommen könnte. Davor schützt man sich durch Editieren bzw. Löschen von Beiträgen und wenn man damit nicht weiterkommt, mit Schreibverboten. Wer eine Schaltung beurteilen will muss Signalweg und Signalstromkreise sowie deren Wirkung genau betrachten.

Viel Spaß in Internetforen wünscht Euch Darius ;-)

hifi-forum Thema RIAA 2007

Bestechende Logik, wenn es Anodenstromverkopplung gibt, muss wohl auch das Netzteil im Signalweg liegen. ;-)

Neues aus der Voodoo-Ecke:
Um den klanglichen Einfluss von Netzsicherungen zu begründen, muss zunächst mal das Netzteil in den Signalweg hineinerklärt werden. Während die Erklärung von mb in der Röhrenbude schon etwas Halbwissen voraussetzt, ist die folgende Erklärung durchaus laientauglich. Immerhin kann man sich auf einen Werbetext eines namhaften Herstellers berufen. ;-) Ich glaube kaum, dass dieser mit dem Text audiophile Netzsicherungen bewerben wollte ...
Benutzer tmr erklärt:
...wird ein Transistor angesteuert, der wie ein "Ventil" wirkt ...
Ja Logisch, dann muss das Netzteil ja im Signalweg liegen, wenn man mal ein Auge zudrückt und nicht zwischen Signalweg und Signalströmen unterscheidet. (Hier arbeitet man mit der zweiten Methode.)
Auch, dass das Ventil hier kein Analog zum Transistor ist, interessiert nicht. Der Laie weiß das ja nicht.
Der Transistor arbeitet in der Regel weder als gesteuerter Widerstand, noch als analog dazu gesteuertes Ventil. Das passende Analog zum Emitterfolger ist vielmehr ein ein gesteuerter Druckminderer. Den interessiert der Druck am Eingang genauso wenig wie den Emitterfolger die Spannung vom Netzteil, solange beide groß genug sind. So lässt sich das Netzteil dann aber nicht mehr in den Signalweg reden und die Netzsicherung schon gar nicht. Ein ernstes Problem, dem man nach tmr am besten mit Aussperrung begegnet.

Letzte Bearbeitung am 25.04.2011 (Neues aus der Voodoo-Ecke)

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